Kooperation mit dem Tuleeni Home

Dieses neue Projekt ist unsere erste Auslandsaktivität. Ein Besuch in diesem außergewöhnlichen Ort zeigte, dass hier engagierte Menschen und liebenswerte Kinder zu wertvollen Projekten einladen. Das Tuleeni Home soll nachfolgend kurz vorgestellt werden. Wir freuen uns auf eine intensive Zusammenarbeit! 

Eine kurze Geschichte des Tuleeni Home 

Mama Faraji arbeitete viele Jahre lang als Grundschullehrerin in Moshi, einer Stadt am Fuße des Kilimandscharo im Norden Tansanias. Im Jahr 2001 begann sie, die elternlosen Kinder auf den Straßen der Stadt zu sich einzuladen und bei sich aufzunehmen. Die Zahl der kleinen Gäste erreichte schnell eine Zahl, die nach größeren Räumen und mehr Hilfe verlangte. So kam es dazu, dass Mama Faraji 2005 beschloß, ein Kinderheim zu gründen. Es wurden Räume in Moshi angemietet und die Kinder konnten als große Familie und in sicherer Umgebung ihre Kindheit genießen. 

Inzwischen ist ein großes Haus in Uru – etwas weiter nördlich in ländlicher Umgebung – gebaut worden und ein Areal entstanden, das den Kindern neben vielen Räumlichkeiten zum Wohnen und Lernen auch einen Spielplatz, etwas Garten zum Anbauen von Früchten und einige Nebengebäude zur Verfügung stellt. Etwa 55 Kinder zwischen drei und sechs Jahren leben ständig in Uru, größere Kinder kommen in den Ferien, wenn Internatsschulen geschlossen sind. Fast zwanzig Menschen arbeiten permanent oder zeitweise im Tuleeni Home oder unterstützen aus der Ferne. 

 

Bericht vom Besuch des Tuleeni Home in Tansania

(von Thoralf Kautzsch) 

 

Im Juli 2022 reiste unsere Familie für drei Wochen nach Tansania. Die erste längere Fernreise nach vielen Jahren sollte neben touristischen Erlebnissen auch die Möglichkeit bieten, für unseren Verein „Die Chancenstifter e.V.“ ein Auslandsprojekt zu finden und erste Kontakte zu festigen. Über die Organisation „World Unite!“ wurde eine Reise angeboten, die Einsätze im Kinderheim Tuleeni Home in der Region Kilimandscharo mit Ausflügen in die Serengeti oder nach Sansibar kombiniert – für unsere Ziele die perfekte Wahl. 

Ein wesentlicher Teil der Reisevorbereitungen bestand in dem Erstellen einer Liste von nützlichen Dingen für das Kinderheim und der Auswahl geeigneter Güter. Zwei Wochen lang wurde mit den Leuten vor Ort geplant, Einkäufe in Deutschland gemacht, Packlisten erstellt und dafür gesorgt, dass private Utensilien ins Handgepäck passen, damit die großen Koffer für das Kinderheim zur Verfügung stehen. 

Schon die erste Begegnung im Kinderheim war überwältigend – die Kinder hatten uns sofort integriert und die mitgebrachten Spielsachen, Fußbälle, Volleybälle und Musikinstrumente kamen ausgiebig zum Einsatz. Wir lernten ein Team kennen, das sich so zugewandt und hingebungsvoll um die Kinder kümmert, wie man es sich nur wünschen kann. Prisca, die ebenfalls bei Mama Faraji aufwuchs und inzwischen eine Leitungsfunktion im Kinderheim hat, gewährte uns Einblicke in die Umgebung und die Geschichte der Kinder. Dazu gehörte auch ein Besuch einer nahen Grundschule und eines Haushalts, aus dem ein dreijähriges Mädchen kam. Es wurde sehr deutlich, welches Glück die Kinder haben, im Tuleeni Home ein zu Hause gefunden zu haben. 

Trotz der fröhlichen Atmosphäre und der unerschütterlichen Zuversicht des Tuleeni-Teams ist das Leben hier nicht ohne Sorgen. Das Geld reicht gerade so, um die Kinder satt zu bekommen, für eine gesunde Ernährung fehlen aber die Mittel. Die Menschen im Team müssen oft zum Vorteil der Kinder auf das Gehalt verzichten, obwohl sie selbst häufig eine Familie zu ernähren haben. Die Küche besteht aus einer offenen Feuerstelle, auf der dreimal täglich gekocht oder Wasser erwärmt wird. Das Feuerholz ist teuer und der Rauch gefährdet die Gesundheit der Köchinnen und der Kinder. 

Eine weitere große Sorge ist die Frage, wie die heranwachsenden Vorschulkinder in den kommenden Jahren beschult werden können. Staatliche Schulen haben Klassenstärken von bis zu 120 Kindern, private Schulen fordern Gebühren, die heute schon mehr als dreißig Prozent des gesamten Budgets des Heims ausmachen. Der Traum von einer eigenen Schule wurde von Suedi, einem engagierten Menschen im Team, oft thematisiert. Mit einem „Tuleeni Campus“ ließen sich Schulgebühren drastisch reduzieren und durch ein hochwertiges Schulangebot für Kinder aus Moshi würde sich eine Einnahmequelle finden, die eine Abhängigkeit von privaten Geldgebern verringern könnte. 

Mit diesen Eindrücken reisten wir ab – wir hatten Menschen gefunden, die unsere Unterstützung verdienen. Es wurden Aufgaben deutlich, die in Projekte zu übersetzen waren. 

Ein herzerwärmender Abschied mit Briefen der Kinder, Geschenken und Liedern – das alles unterstrich, wir bleiben den Menschen verbunden und wollen sie wiedersehen! 

Erste Kooperationen

Der Speiseplan im Tuleeni Home enthielt fast ausschließlich die Bestandteile Mais, Bohnen und Reis. Der Mangel an Mineralstoffen und Vitaminen ist bei den kindern in ganz Tansania eine weit verbreitete Erscheinung. Öffentliche Quellen berichten, dass mehr als die Hälfte der Kinder an Entwicklungsverzögerungen leidet, die durch eine Mangelernährung hervorgerufen sind. Eine ausgewogene Ernährung der Kinder braucht eine solide Basis. Hier kooperieren wir mit dem Tuleeni-Team bei der Neugestaltung der Versorgung und unterstützen mit finanziellen Mitteln. Gegenwärtig ist ein Projekt zur Stärkung der Eigenversorgung durch stärkere Nutzung eigenen Gartenlandes in Vorbereitung. 
Eine weitere Aktivität ist die Umstellung der Küchensituation. Täglich wird viele Stunden auf einem qualmenden Holzfeuer gekocht. Inzwischen haben wir gemeinsam Kontakt zu der Organisation Atmosfair aufgenommen, die ein Programm zum solarelektrischen Kochen in Tansanias Schulen aufbaut. Das Tuleeni-Team hat den lokalen Partner Enso Solar durch die Gebäude geführt und begleitet mit uns gemeinsam eine Planung. Erklärtes Ziel ist es, noch im Jahr 2023 eine gute Lösung zu erreichen.